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3 Fragen an... Lena Arnoldt

Lena Arnoldt im Interview zu Klimaneutralität und den Herausforderungen für die deutsche Wirtschaft. Frau Arnoldt wurde 1982 in Eschwege geboren und ist auf dem Land in der Gemeinde Meißner aufgewachsen. Die studierte Betriebswirtin ist seit 2014 Landtagsabgeordnete der CDU und erlangte bei der Landtagswahl 2018 das Direktmandat im Wahlkreis Rotenburg. Ihre Schwerpunkte liegen im Bereich der Haushalts- und Umweltpolitik.

Andree: Klimaschutz ist eine große Herausforderung für viele unserer Kunden – vom Mittelständler bis zum DAX-Konzern. Besteht aus Ihrer Sicht die Gefahr, dass einzelne Branche daran scheitern klimaneutral zu werden und wie kann die Politik hier noch mehr unterstützen? 

Arnoldt: Zunächst einmal stelle ich immer wieder fest, dass die Rolle von Klimaschutz und Klimaneutralität in Unternehmen vielfach weniger von der Branche abhängig ist, sondern diese Themen in den einzelnen Unternehmen viel mehr vorangetrieben werden durch verschiedenste interne und externe Stakeholder. Manchmal ist es die Unternehmensführung, welche dem Unternehmen selbst entsprechende Ziele und Vorgaben für mehr Klimaschutz verordnet. In anderen Fällen sind es die Kunden, die mit ihrer Nachfrage (im B2C-Bereich auch als Teil der Lieferkette) nach mehr Klimaschutz Veränderungen anstoßen. Selten hingegen sind es bislang die Investoren.

Es gibt aber natürlich Branchen, typischerweise in der Grundstoffindustrie, die eine sehr viel größere Herausforderung zu bewältigen haben, um einen Beitrag zum Klimaschutz zu leisten oder einen Schritt in Richtung Klimaneutralität zu gehen. Betroffen sind hier zum einen solche Produktionsprozesse, welche einen hohen Energieeinsatz benötigen, wie in der Stahl-, Glas- oder Aluminiumherstellung zum Beispiel. Zum anderen die Branchen, deren Herstellungsverfahren mit hohen Prozessemissionen verbunden sind, wie etwa bei der Zementproduktion. 

Die Politik kann solche Branchen auf verschiedene Weisen unterstützen, wobei zwei Aspekte meiner Meinung nach von zentraler Bedeutung sind. Das eine ist die Investitionssicherheit. Wenn wir nicht wollen, dass es bei uns zu einer Deindustrialisierung kommt, müssen wir den Unternehmen sowohl hinsichtlich der finanziellen Auswirkungen (z. B. Besteuerung von Energieträgern) als auch im Hinblick auf die Umweltanforderungen bei der Neugestaltung Ihrer Produktionsprozesse eine Planungssicherheit für ihre langfristigen Investitionszyklen geben. Die unterschiedlichen Zeithorizonte von Politik und Wirtschaft erschweren dies leider immer wieder.

Und der andere Aspekt ist das Thema Innovationen. Denn nicht in allen Bereichen ist zum Beispiel ein Umstieg von fossilen Energieträgern zu erneuerbaren Energien ohne weiteres möglich. Zum Teil sind hohe Kosten für Forschung und Entwicklung notwendig, zum Teil bedarf es sogar Sprunginnovationen, um eine klimaneutrale Industrie zu ermöglichen. Hier muss sich die Politik als Partner der Industrie, der Wissenschaft und etwa auch von Start-Ups etablieren, mit einer entsprechenden Förderkulisse und staatlichen, ambitionierten und sektorenübergreifenden Plänen, um aus der Innovationsführerschaft eine Technologie- und Kompetenzführerschaft zu entwickeln.

Andree: Es gibt viele verschiedene Meinungen zum Klimaschutzgesetz der Großen Koalition. Wie bewerten Sie das Klimaschutzgesetz? 

Arnoldt:  Der Klimaschutz ist nicht nur die Herausforderung für die Politik oder für die Wirtschaft. Der Klimaschutz ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Deshalb ist es für mich wichtig, dass die Bundesregierung bei dem Thema mit der notwendigen Entschlossenheit auf der einen Seite aber ebenso auf der anderen Seite mit der notwendigen Sensibilität für die sozialen Aspekte an die Sache herangegangen ist. Denn an Beispielen wie dem Thema Windkraft wird deutlich, dass Energiewende & Klimaschutz das Potenzial haben, unsere Gesellschaft zu spalten. Klimaschutz geht eben nur mit den Bürgerinnen und Bürgern, dass merke ich in meinem ländlichen Wahlkreis immer wieder. 

Ebenso scheint es gelungen, einen guten Kompromiss zu finden zwischen einer Verbindlichkeit hinsichtlich der Ziele für die nächsten Jahrzehnte und der notwendigen Flexibilität, auch im Sinne einer Technologieoffenheit, damit wir nach effizienten Lösungen suchen und auf die Dynamik von Innovationen setzen können. Der Klimaschutz soll nicht einseitig zu einer Belastung werden für Unternehmen und Privatpersonen durch immer höhere Kosten und immer mehr Auflagen.

Vielmehr sind im Klimaschutzpaket viele Anreize enthalten, damit sich ein klimafreundliches Handeln und klimafreundliche Investitionen auszahlen und man aus Rationalität und nicht nur aufgrund seiner Klimaschutzambitionen etwas verändert. Wie schon bei der klimaneutralen Industrie gibt es einige Bereich, in denen sich schließlich sogar Geschäftsmodelle rund um den Klimaschutz entwickeln können.

Andree: Welche Maßnahmen ergreifen Sie persönlich, um etwas für den Klimaschutz zu leisten?

Arnoldt: Das wohl wichtigste ist, dass man ein Bewusstsein für den Klimaschutz und seine Eigenverantwortung bei dem Thema entwickelt. Dann ist es auch möglich, dass man im Alltag gezielt Entscheidungen trifft, die gut für das Klima sind. Wenn man auf dem Land großgeworden und auch heute praktisch ständig im ländlichen Raum unterwegs ist, merkt man dann schnell, wo Klimaschutz einfach ist und wo es Grenzen gibt.

Regionale Lebensmittel einkaufen zum Beispiel, die nicht erst um die halbe Welt transportiert wurden, ist für mich nicht nur eine Frage des Klimaschutzes. Die Äpfel vom Obsthof ein paar Dörfer weiter schmecken eben einfach Klasse, ebenso wie die heimische Stracke des Metzgers. Klimaschutz mit Genuss sozusagen! Aber während ich nach Wiesbaden häufig mit dem Zug fahre, kann ich im Wahlkreis wiederum kaum auf mein Auto verzichten, um die vielen Termine wahrzunehmen.

Vielen Dank für das Interview.

Über Lena Arnoldt 

Lena Arnoldt wurde 1982 in Eschwege geboren und ist auf dem Land in der Gemeinde Meißner aufgewachsen. Die studierte Betriebswirtin ist seit 2014 Landtagsabgeordnete der CDU und erlangte bei der Landtagswahl 2018 das Direktmandat im Wahlkreis Rotenburg. Ihre Schwerpunkte liegen im Bereich der Haushalts- und Umweltpolitik.

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