Der Limón Blog

Analysen, Berichte & Hintergründe zu Energieeffizienz und Klima

klimaneutrale Produktion
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CO2-Emissionen reduzieren und der Weg zum klimaneutralen Unternehmen

„Wir müssen klimaneutral werden.“ Aber was genau bedeutet es eigentlich, ein klimaneutrales Unternehmen zu werden?
Und wie geht man das Ganze richtig an, ohne die typischen Fehler zu machen?

Die Lage im Februar 2020

Das Erreichen des internationalen Klimaziels ist im Jahr 2020 mehr als fraglich. Im Jahr 2015 war die Hoffnung noch groß, als das Pariser Klimaabkommen von fast allen Staaten der Welt unterschrieben und ratifiziert wurde. Das Ziel war und ist die Begrenzung der Erderwärmung unter 2 °C bis zum Jahr 2100 gegenüber dem vorindustriellen Niveau. Die ersten Staaten, wie die USA und Brasilien, haben ihren Ausstieg aus dem Abkommen angekündigt, obwohl gleichzeitg Experten warnen, dass unsere heutigen Maßnahmen nicht ausreichen, um eine irreversible Erderwärmung von unter 2 °C zu erreichen.

In Deutschland hat spätestens seit dem 20.09.2019 mit der Veröffentlichung des Klimaschutzkonzepts der Bundesregierung und den regelmäßigen Demonstrationen von Fridays for Future die gesellschaftliche Debatte zum Klimaschutz an Fahrt aufgenommen. Diese Debatte erreicht immer mehr Unternehmen unterschiedlicher Branchen und wird zum neuen Wettbewerbsfaktor für zukünftigen Erfolg. Privatkunden hinterfragen mehr und mehr, woher Produkte kommen und welche Standards bei der Herstellung gelten.

Gleichzeitig ist es ein Thema nach innen, dass durch die mediale Präsenz auch für die eigenen Mitarbeiter an Bedeutung gewinnt. Ein weiterer Faktor ist die im Klimaschutzkonzept angekündigte CO2-Bepreisung. Mit dem Entwurf für das Gesetz zum nationalen Zertifikatehandel für Brennstoffemissionen (BEHG) bekommen die CO2-Emissionen nicht nur für die Unternehmen, die an dem EU ETS teilnehmen einen Preis, vielmehr werden zusätzliche Kosten für direkte Emissionen entstehen, die Finanzvorstände einplanen müssen.

Am 15.01.2020 wurde der Global Risk Report des World Economic Forums (WEF) veröffentlicht, der den Klimawandel und dessen Folgen als größtes Risiko der Welt, sowohl bei der Eintrittswahrscheinlichkeit als auch der Wichtigkeit, einstuft (noch vor Massenvernichtungswaffen oder Cyberattacken). Passend dazu kam die Ankündigung der Fondsgesellschaft „BlackRock“, sich von „Anlagen zu trennen, die ein erhebliches Nachhaltigkeitsrisiko darstellen“, und damit ist das Thema Klimaschutz und Klimaneutralität in der Wirtschafts- und Finanzwelt endgültig angekommen.

Gerade in der Automobilindustrie, aber auch aus anderen Industriezweigen wird das Thema aufgegriffen. Dabei zeigt sich die Notwendigkeit einer Klima-/CO2-Bilanz und möglichen Maßnahmen, um klimaneutral zu werden. Um diese Ernsthaftigkeit zu untermauern, werden Zulieferer verpflichtet, Gleiches zu tun.

Zusammengefasst kann man sagen, dass es für Unternehmen eine ganze Reihe an Gründen gibt, sich mit der Reduktion, der Substitution und der Kompensation von Treibhausgas-Emissionen zu beschäftigen.

Was versteht man unter CO2-/Klimaneutralität?

Der Weg zum Klima-/CO2-neutralen Unternehmen ist lang und für viele Unternehmen in der Industrie aktuell unklar. Neben Risiken und wirtschaftlichen Belastungen gibt es viele Chancen aus der Senkung der Emission und in einer nachhaltigen, klimaneutralen Produktion: Die Energieeffizienz zu erhöhen, die CO2-Emissionen zu verringern, die erneuerbare Eigenversorgung auszubauen und die restlichen Emissionen zu kompensieren.

Dies bietet neben dem Beitrag zum Klimaschutz auch die Möglichkeit, erhebliche Kosten einzusparen. Über effizientere Technologien und Prozesse lassen sich Energie- und Rohstoffkosten senken. Damit stellen sich Unternehmen, sowie einzelne Standorte langfristig zukunftsfähig auf, um im globalen Wettbewerb zu bestehen.

Klimaneutral wird man als Unternehmen nicht nur durch einen neuen Stromliefervertrag mit „Grünstrom“, wie man es bei einzelnen Pressemeldungen von großen Unternehmen aktuell glauben könnte. Es gehört mehr dazu, um sich als klimaneutrales Unternehmen bezeichnen zu können:

Zunächst müssen innerhalb der Grenzen einer Klima -Bilanz neben CO₂ auch andere relevante Treibhausemissionen (CH4, SF6,etc.) betrachtet werden. Zu einer kompletten Untersuchung gehören neben den direkten Emissionen (SCOPE1) auch die indirekten Emissionen (SCOPE 2+3) eines Unternehmens, um alle Teilbereiche abzudecken (siehe Abbildung 1).

Abbildung 1: Darstellung der direkten und indirekten Emissionen eines Unternehmens

Klimabilanz. Scope

Gerade die Emissionen im Scope 3 können je nach Organisation und Produkt sehr umfangreich sein und sind schon in der Bilanzierung des IST-Stands herausfordernd, da eine große Menge an Daten erfasst werden muss. Als entsprechende Hilfestellungen können der Standard nach GHG Protocol (Greenhouse Gas Protocol) oder die DIN EN ISO 14046 herangezogen werden. Diese enthalten Vorgaben zur richtigen Bilanzierung und Dokumentation der Emissionen. Um sich am Ende als „klimaneutral“ bezeichnen zu können, müssen alle Emissionen im Bilanzkreis von Scope 1-3 vermieden, verringert und der unvermeidbare Rest kompensiert werden.

Wie wird ein Unternehmen klimaneutral?

Der Weg zur Klimaneutralität ist für jede Organisation individuell. Wichtige Faktoren sind die Größe, die Tätigkeiten, die Unternehmenskultur und die Ausgangssituation. Um strukturiert und effizient das Ziel zu erreichen, empfehlen wir ein Vorgehen in drei Phasen:

Die erste Phase umfasst zunächst die Festlegung der Bilanzkreise der ersten Betrachtung (standortbezogen, bezogen auf die rechtliche Einheit etc.) und im weiteren die CO2-Bilanzierung des IST-Stands. Gestartet wird mit SCOPE 1 und 2: Der Vorteil dabei ist, dass die Datenlage meist eindeutig ist und die Daten aus den bestehenden Managementsystemen etc. genutzt werden können. Zu Phase 1 gehört auch die Erstellung eines Grobkonzepts. Darin fließen wichtige Ziele ein, die sich beispielsweise aus der Unternehmensvision, der Strategie oder der Positionierung im Markt ableiten.  

Phase 2 enthält dann die detaillierte Bilanzierung des SCOPE 3 und die Ausarbeitung von Maßnahmen zur Zielerreichung. Wir analysieren hier Maßnahmen zur Effizienzsteigerung und Emissionsreduzierung, und erarbeiten alternative Versorgungskonzepte mit erneuerbaren Energien. Damit einher gehen  Fragestellungen zur Energiespeicherung, Versorgungssicherheit und gleichzeitig einer wirtschaftlichen Energiebereitstellung. Zusätzlich prüfen wir den Energieeinkauf, die Lieferverträge und die Möglichkeit für den Abschluß von PPA’s (Power Purchase Agreement).

Des Weiteren werden die verwendeten Materialien und Ressourcen in der Produktion sowie die Produkte untersucht, um ggf. hier weitere Optimierungen vornehmen zu können. Der letzte Schritte ist dann die Kompensation, die mit unterschiedlichen Projekten erreicht werden kann. Die ganzen Maßnahmen werden wirtschaftlich bewertet. Des Weiteren wird in Phase 2 auch eine Methodik entwickelt, wie die CO2-Bilanz kontinuierlich überwacht werden kann.

Die dritte und letzte Phase ist die Umsetzungsphase. Dort werden die Maßnahmen sukzessive implementiert , um dem Ziel der Klimaneutralität Stück für Stück näher zu kommen.  Hier empfiehlt es sich, eine Zertifizierung von externen Stellen einzuplanen. Wie lang die Transformation zum klimaneutralen Unternehmen letztendlich dauert, hängt von vielen Faktoren ab. Der Prozess kann in einem Jahr abgeschlossen sein, es kann aber auch eine Entwicklung über einen längeren Zeitraum je nach Maßnahmenauswahl und Umsetzungsplan sein.

Limón unterstützt Ihr Unternehmen auf dem Weg zur Klimaneutralität

Unsere Experten in den Bereichen Energieeffizienz, Energie- und Umweltmanagement, Energiebereitstellung aus erneuerbaren Energien und der CO2-Bilanzierung in Industrieunternehmen stehen Ihnen beratend und partnerschaftlich zur Seite.

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