Der Limón Blog

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3 Fragen zur Klimaneutralität an... Michael Lohmeier

Michael Lohmeier leitet im Konzern Deutsche Post DHL das Clean Operations Technology Center. Er ist verantwortlich für die Implementierung neuer Technologien zur Energieeffizienzsteigerung und Reduktion von CO2e im Konzern.

Andree: Klimaneutralität und Nachhaltigkeit werden in der Gesellschaft immer wichtigere Themen. Wie ist Ihr Geschäft davon betroffen?

Lohmeier: Die Logistikbranche profitiert seit Jahren vom kräftigen Wirtschaftswachstum und dem Anstieg des Welthandels. Mit einem Anteil von mehr als 16% Prozent an den weltweiten CO2e-Emissionen trägt der Transport- und Logistiksektor eine besondere Verantwortung im Kampf gegen den Klimawandel. Als Logistiker sind wir nicht nur Motor der Globalisierung, sondern zugleich Arbeitgeber in 220 Ländern und Territorien mit etwa 570.000 Angestellten. Energieeffizienz und Reduktion von Emissionen ist bereits seit Jahren fester Bestandteil unseres Tagesgeschäfts. Wir haben dazu bereits 2008 das erste CO2 Reduktionsprogramm gestartet und seit dem für jede global transportierte Palette (Paket, Brief etc.) den Energieverbrauch bis 2020 bereits um 37% reduziert.

Und wir machen weiter. Im März 2021 haben wir uns bis zum Jahr 2030 im Einklang mit der Science-Based-Target-Initiative (SBTi) ein absolutes CO2 Ziel gesetzt und werden dafür signifikant in Elektrifizierung der Flotte, alternative Kraftstoffe und unsere Gebäude investieren.

Wir leisten somit unseren Beitrag und handeln.

Andree: Welche Unterstützung wünschen Sie sich auf dem Weg zur Klimaneutralität? Z.B. von der Politik?

Lohmeier: Als Vorreiter grüne Technologien zu implementieren ist kostenintensiv und aufwändig. Jegliche Unterstützung der Politik wird hier gerne angenommen, damit sind nicht unbedingt Fördergelder gemeint, sondern auch die schnelle Umsetzung neuer Verordnungen oder Gesetze oder auch der Abbau von Bürokratie, wie z.B. bei der Beantragung von Netzanschlusserweiterungen für den Einsatz von Elektrofahrzeugen, um ausreichend Strom an unseren Standorten zu haben.

Neben den Treibhausgasen rücken auch immer mehr die lokalen Emissionen wie Feinstaubpartikel oder auch Stickoxide in den Vordergrund. Trotz neuer Abgastechnologien und Verfahren führte das stetig wachsende Verkehrsaufkommen in den Städten – zumindest bis zur Pandemie – weiter zum Anstieg der lokalen Emissionen. Auch viele in den letzten Jahren eingeführte Maßnahmen (z.B. Feinstaubplaketten) haben nicht die gewünschten Effekte erzielt, so dass den Städten sogar Verfahren der EU wegen Nicht-Erfüllung der Emissionsgrenzen drohen. Die vielerorts entwickelten Aktionspläne der Städte sehen in der Zukunft Einfahrverbote für Dieselfahrzeuge als möglich an, was für unsere Geschäfts- und auch Privatkunden mit signifikanten Einschränkungen in der Lebensqualität einhergehen würde. Um grüne Logistik auch auf die Straße zu bringen bedarf es das Mitwirken aller Beteiligter, neben der Politik vor allem auch das unserer Kunden.

Andree: Welche Maßnahmen ergreifen Sie persönlich, um etwas für den Klimaschutz zu leisten?

Lohmeier: Zumindest tun wir alles erdenklich möglich dafür, um unseren Beitrag zu leisten. Wir leben in einem Niedrigenergiehaus mit eigener Stromproduktion und Energiespeicherung, um eine möglich hohe Autarkie zu erreichen und fahren ein Elektrofahrzeug. Neben den ganzen Technologien ist aber vor allem das eigene Verhalten entscheidend, hier haben wir alle noch viel zu lernen und zu beachten. Gerade bei unseren Kindern merken wir, dass sie bereits in jungen Jahren schon ein stark ausgeprägtes Bewusstsein für den Klimaschutz haben, was nicht unbedingt heißt, dass ihnen die Maßnahmen dazu auch sinnvoll erscheinen. Es ist jedoch unsere Aufgabe dieses Bewusstsein zu fördern und gemeinsam Lösungen für das eigene Leben zu finden oder zu entwickeln.

Vielen Dank für das Interview

Über Michael Lohmeier:

Michael Lohmeier leitet im Konzern Deutsche Post DHL das Clean Operations Technology Center. Er ist verantwortlich für die Implementierung neuer Technologien zur Energieeffizienzsteigerung und Reduktion von CO2e im Konzern. Nach dem Studium der Luft- und Raumfahrttechnik und BWL war er zunächst bei einer Unternehmensberatung in der Automobilindustrie sowie Luft- und Raumfahrt tätig, bevor er 2005 in den Konzern Deutsche Post DHL eingetreten ist.