Hallo Rolf, könntest du uns kurz erklären, warum eine unabhängige Planung bei PV-Anlagen für Unternehmen so wichtig ist?
Nun, zunächst einmal bedeutet „unabhängige Planung“ Produkt- und Herstellerneutralität. Das mag im Einzelfall wichtig erscheinen, ist in der Praxis aber eher nachrangig zu bewerten, da die PV-Komponenten in ihren Eigenschaften und Leistungswerten relativ ähnlich sind und sich im Ertrag kaum unterscheiden.
Wichtiger aus meiner Sicht ist vielmehr, dass der Planer Ihnen nicht die teuerste oder größtmögliche Anlage anbietet, sondern diese abhängig von den individuellen Randbedingungen vor Ort und vor allem am Strombedarf ausrichtet.
Was sind die wichtigsten Faktoren, die bei der Planung einer PV-Anlage für ein Unternehmen berücksichtigt werden müssen?
Zunächst einmal muss der Platz für die PV-Anlage geklärt werden: Trägt die Statik der Dächer, und besteht hier – auch vorsorglich – Sanierungsbedarf, bevor die Anlage für 20 Jahre und mehr installiert wird? Sind die Eigentumsverhältnisse geklärt, und gibt es gegebenenfalls Alternativen wie Parkplatz- oder Fassaden-PV?
Dann sind natürlich betriebsrechtliche Fragestellungen relevant: Ist ein Netzanschlusspunkt in der Nähe vorhanden? Welche Anlagengröße erlaubt der Netzbetreiber? Welche Steuerungsmöglichkeiten sind vorzusehen? Und bei Freiflächen: Darf ich dort überhaupt bauen, und unter welchen Auflagen? Und last but not least: Welche Art von Anlage brauche ich eigentlich? Ost-West- oder Südausrichtung? Wie groß soll sie sein? Mit Speicher oder ohne?
Wie unterscheidet sich eine unabhängige Planung von der eines klassischen Anbieters?
Ein unabhängiger Planer hat seinen Schwerpunkt in der Beratung und misst seinen Erfolg nicht an der Größe bzw. dem Preis der verkauften Anlage. Das bedeutet, wir schauen uns zunächst die Rahmenbedingungen und dann den individuellen Bedarf ganz genau an – und zwar sowohl in der Gegenwart als auch mit Blick in die Zukunft.
Konkret: Die Größe einer PV-Anlage sollte bestmöglich an den Verbrauch angepasst werden. Aber wie genau sieht dieser aus, und wie wird er sich entwickeln? Habe ich vielleicht noch einen alten Heizkessel, den ich in Anbetracht steigender CO₂-Abgaben für Gas und Heizöl ab 2027 bald gegen eine Wärmepumpe austauschen möchte?
Wie groß müsste die PV-Anlage dann sein, und sollte ich dazu gleich auch ein Batteriespeichersystem anschaffen? Oder was ist, wenn ich im Unternehmen bald nur noch Elektrofahrzeuge habe, die ich dann zusätzlich mit der PV-Anlage laden und deren Akkus zur Eigenstromversorgung mitnutzen möchte?
Welche Fehler machen Unternehmen häufig bei der Planung einer PV-Anlage?
Zunächst einmal, sich anfangs keine Gedanken über den Zweck und den Hintergrund der Anschaffung zu machen. Man kauft nicht einfach „ein Stück PV-Anlage“. Dann gibt es zahlreiche Angebote zu „Dachpachten“, „Mietmodellen“ oder „Rundum-sorglos-Paketen“. Hier sollte man genau hinschauen, ob nicht die „Tücke im (Vertrags-)Detail“ steckt.
Mit einer PV-Anlage kann ich heutzutage Strom für den Eigenverbrauch zu 4–8 ct/kWh produzieren – auch, wenn ich sie über einen Kredit finanziere. Scheue ich die Investition und binde weitere Dienstleister oder Betreiber in das Betriebskonzept ein, verteuert dies den resultierenden Strompreis natürlich entsprechend.
Wie siehst du die zukünftige Entwicklung von PV-Anlagen für Unternehmen?
Zur Betriebskostenoptimierung in Unternehmen steigt die Bedeutung von PV-Anlagen weiter, das ist ganz eindeutig. Ich rechne aktuell nicht damit, dass die Stromgestehungskosten durch neue Zelltechnologien in absehbarer Zeit weiter sinken werden.
Batteriespeicher hingegen dürften zukünftig günstiger werden. Aber schon jetzt ist der Preisunterschied zum Bezugsstrom konkurrenzlos – ob mit oder ohne Akku: Jedes Kilowatt vom Dach spart bares Geld.
Abschließend, welche drei Tipps würdest du Unternehmen geben, die eine PV-Anlage planen?
1. Verschaffen Sie sich zunächst einen Überblick über die bauliche Situation sowie den Energieverbrauch – also: Wieviel Platz habe ich, und welche Größe und Art einer PV-Anlage wäre geeignet?
2. Analysieren Sie Ihren aktuellen und zukünftigen Bedarf. Die Energiewende ist eine Stromwende – denken Sie an Wärmepumpen und Elektromobile. Hier kann es sinnvoll sein, die Anlage schon jetzt auf den zukünftigen Bedarf auszurichten, statt später nochmal jemanden aufs Dach lassen zu müssen, denn Montagekosten sind teuer im Vergleich zu den Komponenten. Interessant ist hierbei auch die Möglichkeit des „Splittings“ in eine Eigenverbrauchs- und eine Einspeiseanlage, wobei sich die Aufteilung variabel an einen steigenden Strombedarf anpassen lässt.
3. Verlassen Sie sich nicht auf „blumige Versprechungen“ und vermeintlich „unschlagbare Angebote“. Suchen Sie sich einen Partner, der Ihnen die Anlage – gegebenenfalls auch in Erweiterungsschritten – genau so auslegt, wie es für Sie und Ihr Unternehmen am besten passt.