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  • Klimaneutralität

Warum nicht jeder Endverbraucher den gleichen Anteil an grünem Strom bezieht

Der Anteil an erneuerbaren Energien im deutschen Strommix lag im ersten Halbjahr 2022 bei 48,4 Prozent. Bedeutet das also, dass alle Endverbraucher auch zu fast 50 Prozent Strom aus erneuerbaren Energien beziehen? Und was sagt der deutsche Strommix aus? 

Der deutsche Strommix gibt an, aus welchen Primärenergieträgern die in Deutschland verbrauchte Elektrizität stammt. Er setzt sich aus den Anteilen verschiedener Energieträger zusammen, dies sind Braunkohle, Steinkohle, Kernenergie, Gas, Öl, Windenergie, Photovoltaik, Biomasse, Wasserkraft und Andere.

Anteil an erneuerbaren Energien steigt

Der Anteil an erneuerbaren Energien lag im deutschen Strommix im ersten Halbjahr 2022 bei 48,4 Prozent. Die Stromerzeugung aus erneuerbaren Quellen stieg um insgesamt 12,1 Prozent.1 Die wichtigsten Gründe für diesen Zuwachs waren die im Vergleich zum Vorjahr sehr windstarken Monate Januar und Februar. So überrascht es nicht, dass der größte Anteil der erneuerbaren Energien nach wie vor durch Windkraft erzeugt wird.

Der stärkste Zuwachs ist bei den Photovoltaik-Anlagen zu verzeichnen. So wurden in den ersten drei Quartalen 2022 in etwa so viele Anlagen neu gebaut wie in den bisher stärksten Jahren zwischen 2010 bis 2012. Dies in Kombination mit einem sehr sonnigen Sommer trug ebenfalls zu einem positiven Wachstum bei.  

Steigende CO₂-Emissionen pro Kilowattstunde Strom in 2021 

Auf Basis des jährlichen Strommix werden die daraus resultierenden CO2-Emissionen je kWh ausgewiesen. Im Jahr 2021 lag dieser Wert (ohne Vorketten) bei 420 gCO2/kWh. Dieser Wert liegt über dem des Vorjahres. Begründet wird dies einerseits mit einer wirtschaftlichen Erholung trotz anhaltender Pandemie und, damit einhergehend, einer steigenden Stromnachfrage. Gleichzeitig gab es im Jahr 2021 eine geringere Stromerzeugung durch erneuerbare Energien, im Vergleich zu den Vorjahren.  

Location-based- und Market-based-Ansatz zur Berechnung der Treibhausgasbilanz 

Als Standard bei der Treibhausgasbilanzierung gilt das Greenhouse Gas Protocol (GHG Protocol). In diesem werden zwei Ansätze unterschieden, um die individuell entstehenden CO2-Emissionen durch den Verbrauch von zugekauftem Strom von jenen des deutschen Strommixes abzugrenzen: location-based-Ansatz und market-based-Ansatz. 

  • Der Stromverbrauch wird demnach zum einen mit dem Emissionswert des deutschen Strommix bilanziert (location-based).
  • Zum anderen wird der gleiche Stromverbrauch mit dem individuellen Emissionswert des Verbrauchers bilanziert (market-based). Dieser individuelle Emissionswert aus dem spezifischen Strommix des Energieversorgers ist in der Stromrechnung enthalten.

Beide Ergebnisse werden in der Treibhausgasbilanz ausgewiesen. Somit kann der deutsche Strommix als Anhaltspunkt für die Einordnung des eigenen Tarifs herangezogen werden. 

Individuelle Emissionen je kWh aus zugekauftem Strom für unterschiedliche Verbraucher 

Folgendes Beispiel veranschaulicht beide Ansätze und macht deutlich, dass die aus dem Verbrauch von zugekauftem Strom entstehenden CO2-Emissionen nicht für alle Verbraucher gleich sind: 

Unternehmen A:

  • Stromverbrauch im Jahr 2021: 1.450.000 kWh
  • Stromtarif beim Energieversorger: Ökostrom mit 0 g CO2/kWh
Quelle: GHG Protocol (https://ghgprotocol.org/scope_2_guidance)

Kritik am eingekauften Ökostrom

Viele Ökostrom-Anbieter erzeugen diesen nicht selber, sondern kaufen ihn mit Hilfe von Herkunftsnachweisen (HKN) aus dem Ausland ein. Mit Hilfe dieser Nachweise wird erwiesen, dass der eingekaufte Strom beispielsweise durch Wasserkraft in Norwegen erzeugt wurde. Gleichzeitig verschlechtert sich jedoch der norwegische Energiemix, denn es wird kein zusätzlicher Ökostrom produziert, sondern bereits erzeugter verschoben. 

Um sich beim Stromverbrauch „grüner“ zu stellen, gibt es verschiedene Möglichkeiten. Folgende Priorisierung wird von Limón empfohlen: