Der Limón Blog

Analysen, Berichte & Hintergründe zu Energieeffizienz und Klima

Wie indonesische Mühlen mit Limón energieeffizient werden

In Indonesien war Energieeffizienz bis dato kaum ein Thema, da der Strompreis für Industrieunternehmen bei gerade mal 7 Cent pro kWh liegt. Dennoch stehen die dort ansässigen Mühlen durch den zunehmenden internationalen Konkurrenzkampf und Kostendruck vor neuen Herausforderungen. Als Lösung setzt man auf Energieeffizienz mit Unterstützung deutscher Ingenieure. Ob bei Motoren oder Druckluft: Mühlen bergen großes Potenzial energieeffizient zu produzieren.

„Für ein europäisches Schwesterunternehmen des Mühlenbetreibers hatten wir bereits ein Simulationstool entwickelt, um die Steuerung der Prozesse zu verbessern und damit weniger Energie einzusetzen,“ schildert unser Leiter für Messtechnik und Anlagenoptimierung, Matthias Eickelberg über die Entsteheung der Geschäftsbeziehung.

„Der internationale Konkurrenz- und Kostendruck machen dem Unternehmen stark zu schaffen, weshalb nach Möglichkeiten zur Steigerung der Energieeffizienz gesucht wurde,“ so Eickelberg. Also packten er und unser Kollege Florian Rode, Projektingenieur, die Koffer und reisten vom hessischen Kassel ins 11.000 Kilometer entfernte Makassar nach Indonesien.

Methodisches Vorgehen: Top-Down

Als Vorgehen wurde eine Energieeffizienz-Analyse im Top-Down-Verfahren gewählt: Ergo, die Untersuchung vom Energieeinsatz bis hin zum Prozess und der Verbrauchsstelle. Damit konzentriert man sich im ersten Schritt auf die Hauptverbraucher bzw. die Verbraucher mit hohem Einsparpotential. Hierfür bietet sich die bewerte Methodik aus Energieaudits und Energiemanagement an, die in effizienter Form eingesetzt wird: Aus den erhobenen Daten werden Einsparpotentiale identifiziert und Maßnahmen abgeleitet. Diese sind dann nicht nur energetisch, sondern auch betriebswirtschaftlich bewertet sinnvoll.

Temporäre Messungen ohne Stillstände

Die größte Herausforderung bestand in der knappen Zeitvorgabe. In bereits fünf Tagen sollte der Rückflug nach Deutschland gehen. Bis dahin musste unter subtropischen Temperaturen die vorherrschende Verbraucherstruktur aufgenommen werden. Ausgehend von den Energieströmen, die in das Unternehmen eingehen, werden die Energieverbräuche immer weiter differenziert und detailliert bis auf Anlagenebene ermittelt.

Da keine Energiemonitoring Software vorhanden war, hatten sich Eickelberg und Rode mobile Messungen vorgenommen. Im Gepäck hatten beide diverse Messtechnik dabei. "Unser Anspruch ist, dass alle Messungen im laufenden Betrieb stattfinden und keine Stillstände notwendig sind,“ so Florian Rode. Parallele Messungen von Druckluftkompressoren, des pneumatischen Fördersystems oder der Getreidemühlen lieferten die gewünschten Erkenntnisse. 

Wassertanks im Hafen

10 % Einsparung ist möglich

Die höchsten Einsparungen ließen sich durch die korrekte Dimensionierung und Regelung der Mühlenantriebe, der Druckluftversorgung und der Beleuchtung erzielen. „Der Austausch von Beleuchtung ist zwar stark verbreitet, spannend wird es aber erst bei sensorgestützten Beleuchtungskonzepten. “Damit lässt sich ein Maximum an Kosteneinsparung realisieren“, so Matthias Eickelberg.

Insbesondere in der pneumatischen und mechanischen Förderung sind durch die korrekte Dimensionierung und Regelung der elektrischen Antriebe die meisten Einsparungen zu erzielen. Es hat sich beispielsweise gezeigt, dass der größte Verbraucher mit 250 kW in einem sehr geringen Teillastbereich arbeitet, wodurch er extrem ineffizient ist.

Zudem wurden Bereiche lokalisiert, in denen der Einsatz von Frequenzumrichter sehr lohnenswert wäre. Für die Frequenzumrichter wurden nicht nur die Regelgrößen bestimmt, sondern auch das Lastprofil softwaregestützt bewertet. Der Vorteil ist, dass so exakt geprüft werden kann, wo und ob eine Anpassung der Regelung bzw. ein Frequenzumrichter rentabel ist.

Maßnahmen ohne Investitionen

„Häufig lässt sich die Energieeffizienz allein schon durch organisatorische Maßnahmen steigern. Der Vorteil ist, dass die Umsetzung mit kaum oder gar keinen Investitionen verbunden ist“, so unser Kollege Florian Rode. Solche organisatorischen Änderungen fand man in den Bereichen „Betrieb“ und „Wartung“. In Abstimmung mit dem Personal wurden konkrete Empfehlungen für tägliche Arbeitsabläufe gegeben, wie der fachgerechte Umgang mit Druckluft – mit Leckagen-Aufdeckung – oder ideale Wartungsintervallen für die eingesetzten Motoren.

Nicht alles lohnt sich

Neben der Einsparung von Energie und der damit einhergehenden Reduzierung der Energiekosten, analysierten und bewerteten unsere beiden Kollegen auch verschiedene Möglichkeiten der Energieerzeugung. Bei solchen datengestützten Analysen erkennt man leicht, welches Konzept eher unrentabel bzw. nicht umsetzbar ist. So ist die Energieerzeugung über Blockheizkraftwerke aufgrund des geringen Strompreises unwirtschaftlich.

Dagegen bietet sich im sonnenreichen Indonesien Photovoltaik bestens an. Allerdings war die verfügbare Dachfläche nicht ausreichend. Dennoch lässt sich die Summe der Energiekosten um zehn Prozent reduzieren. Als Abschluss wurden konkrete Empfehlungen ausgesprochen und eine Roadmap zur Umsetzung erarbeitet.

Mitarbeiter schulen für nachhaltige Energieeffizienz

Nicht nur für die indonesischen Mitarbeiter des Mühlenbetreibers war Energieeffizienz bis dato kein Thema. Sondern auch der österreichische Ansprechpartner und Operating Manager vor Ort, der im Mühlengeschäft bereits sehr erfahren ist, hat sich dank der niedrigen Strompreise darüber kaum Gedanken machen müssen.  Als die gesamte Unternehmensgruppe das Jahr 2020 zum „Jahr der Energieeffizienz“ ausgerufen hatte und der Kostendruck immer stärker wurde, musste gehandelt werden.

Neben der Bewertung durch Messtechnik hielten unsere Ingenieure einen Workshop für wichtig, um die Mitarbeiter für das Thema Energieeffizienz zu sensibilisieren und sie dahingehend aufzuklären. Während des Workshops ist bei den 22 Beteiligten schnell ein kritisches Hinterfragen entstanden. „Das strukturierte Vorgehen und die von Limón eigens entwickelten Tools, haben uns sehr geholfen“, sagte der technische Leiter des Mühlenbetreibers.

Energieeffizienz ist in der indonesischen Wirtschaft noch nicht stark verankert, aber durch die Globalisierung wird sie immer wichtiger. „In den 5 Tagen haben wir schon viel erreicht, aber das Potential zur Energieeinsparung ist westlich größer“, so unser Ingenieur Florian Rode. Nun kann der Mühlenbetreiber als gutes Beispiel für andere indonesische Produktionen voran gehen und in der Gesellschaft das Bewusstsein für das Thema Energieeffizienz stärken.